Boni’s Reise

El Gouna/Ägypten. Hier dokumentieren wir Boni’s Reise. Was macht Boni so speziell? Boni hat eine spezielle Geschichte hinter sich, er wurde zum Tierschutzhund.



Bonis Besitzer stürzte und brach sich dabei beide Hüften. Nach vielen Stunden des hilflos in der Wohnung liegen’s, wurde der Besitzer ins Krankenhaus gebracht. Boni verblieb mit der Katze in der Wohnung. Die Katze wurde von Freunden des Besitzers dann in ein vorübergehendes zuhause gebracht. Boni blieb alleine zurück. Niemand konnte Boni aufnehmen. Er wurde wohl mit dem nötigsten versorgt, war aber dennoch etwa 4 Tage in einer verdunkelten Wohnung eingesperrt und mehrheitlich auf sich gestellt. Eine liebe Familie erhielt Kenntnis von der Geschichte und befreite den Golden Retriever aus seiner üblen Lage.

Leider lief es mit den beiden Hunden in der Familie nicht ganz so wie erhofft, sodass diese deutlich zeigten, dass ein dritter Hund nicht passen würde. Ausserdem zeigte Boni Verhaltensauffälligkeiten wie Ressourcenverteidigung und Trennungsangst. Die Familie war sehr traurig aber es war klar, die einzige Möglichkeit Boni längerfristig zu helfen, war ihn schweren Herzens ziehen zu lassen.

So landete Boni bei uns. Auch wir sahen den Aufruf und wollten helfen. Unser Ziel ist es Boni zu stabilisieren und für ihn dann ein neues zuhause zu suchen. Hierbei stehen wir im regen Austausch mit der Familie, die Boni gerettet hat sind sehr dankbar, dieses Reise mit Boni gemeinsam gehen zu dürfen.

Wir dokumentieren hier Bonis Reise und möchten vielleicht etwas ermutigen auch Hunde aus dem Tierschutz zu berücksichtigen. Da wir wenig Kenntnis über Bonis bisheriges Leben haben fangen wir bei Null an. Natürlich haben wir, wie alle Besitzer von Tierschutzhunden, aufgrund seines Verhaltens Ideen was in seinem Vorleben passiert sein könnte, wir möchten aber keine ungesicherten Annahmen verbreiten und so werden wir hiervon Abstand nehmen und lediglich darüber berichten, was wir gerade sehen.


Boni trifft auf Hope
Wir durften Boni bei seinen Rettern zweimal besuchen, aufgrund der tollen Beobachtungen die dort gemacht wurden, haben wir dann bei uns Regeln aufgestellt, die den Umgang mit ihm betreffen. Da er eine Ressourcenverteidigung zeigte und bereits zugeschnappt hat war klar, dass was auch immer er klaut, es ihm niemand wegnehmen sollte. Der Weg führt über Tauschen mit etwas was er lieber haben möchte, bis wir ein Wort für „Dinge ausgeben“ aufgebaut haben und es zuverlässig trainiert wurde, sodass ausgeben für ihn kein Stress mehr bedeutet.

Bevor wir Boni nach Hause holten trafen wir uns draussen mit unserer Hündin und machten erstmal einen Spaziergang. Das lief recht entspannt, Hope ist generell ein Freund von Mensch- und Hund und kannte die Situation schon, da wir öfters Ferienhunde beherbergen durften. Da ich keine zwei langen Leinen und Geschirre zur Verfügung hatte, sicherte ich Boni mit Geschirr und Schleppleine und lies Hope frei damit sie weichen kann und nicht gezwungen ist so nah bei ihm zu gehen. Als Spaziergebiet wählten wir eine weitere Fläche um Platz zu haben.


Boni trifft auf Hope

Nach dem Spaziergang ging es rein mit den beiden. Wir haben im Haus die meisten Räume zugesperrt damit er nicht komplett rastlos umher irrt. Er sollte erstmal die Räume sehen, wo unser Leben sich grossmehrheitlich abspielt. Anfangs führte ich ihn an der Leine rum. Da Boni ein intakter Rüde ist wollte ich verhindern, dass er Möbel markiert. Nach einer Erkundungsrunde haben wir uns erstmal hingesetzt, damit der arme aufgeregte Bursche etwas runterkommen konnte.

Die erste Nacht – 10.01.2025

Die erste Nacht war ruhiger als erwartet. Boni kriegt Stress wenn wir Türen schliessen und er somit alleine oder mit Hope in einem anderen Raum wäre. Da unser Schlafzimmer sehr klein ist, wollten wir aber die Hunde auch nicht auf so engen Raum zwingen. Wir liessen die Türe offen, so konnten beide Hunde auswählen wo und mit wieviel Abstand sie die erste Nacht verbringen möchten. Tja, waren dann alle in dem kleinen Raum und haben sehr ruhig geschlafen.

In den ersten zwei Tagen und auch in den nächsten Wochen, ging und geht es vornehmlich darum den Alltag hier kennen zu lernen. Boni freut sich wie Bolle, wenn wir spazieren gehen. Er bleibt aber gut gesichert, da er sich hier null auskennt und auch auf absolut kein Signal hört. Ansonsten versuchen wir alles möglichst ruhig zu gestalten. Da Hunde ein ausgeprägtes Ruhebedürfnis haben generell und Boni nach dem was er erlebt hat natürlich umso mehr, achten wir vor allem auf ausreichend Möglichkeiten zu dösen und zu schlafen.

Ressourcenverteidigung – 18.01.2025

Boni zeigte bereits bei seinen Rettern, dass er Ressourcen nicht hergeben mag. Eine Ressource kann für ihn so ziemlich alles sein, vom Handtuch bis zum Ball. Boni droht wenn er etwas behalten will und schnappt auch zu, wenn die Drohung für ihn zu wenig Wirkung zeigt. Wir haben daher möglichst gut aufgeräumt, dennoch ist es ihm gelungen einen Ball zu klauen. Da Boni ausser dem Verhaltensmarker noch keine Signale kennt und wir mit ihm noch nicht daran arbeiten konnten, sind wir beim ersten Vorfall wie folgt vorgegangen:

  1. Hope in ein anderes Zimmer bringen
  2. Belohnungstasche aufgefüllt
  3. In die Aggression reinmarkiert

In das Verhalten reinmarkiert? Belohne ich ihn für aggressives Verhalten? Nein, Aggression ist eine Emotion und als solche nicht konditionierbar. Mit dem Marker erreiche ich, dass er von seiner Aggression runter kommt und ansprechbar wird. Im besten Fall erreiche ich damit, dass ich ihm vom Gegenstand weg bringen kann im Abstand. Ich habe nicht versucht den Gegenstand in seiner Gegenwart zu greifen sondern hab ihn übers markieren ruhig in ein anderes Zimmer gebracht und den Gegenstand danach entfernt.

Wir starten somit mit dem Training, damit Boni lernt, Dinge die er nicht haben soll ohne Stress abzugeben.

Kleine Fortschritte – 20.01.2025

Boni ist nun eine Woche bei uns und neben Dingen, an denen wir dringend arbeiten müssen, zeigen sich auch schon erste Fortschritte. Zu Beginn konnte ich mich im Raum kaum bewegen, da dies immer zur Folge hatte, dass Boni aufsprang und mir hinterher lief. Unterdessen kann er – meistens – liegenbleiben. Das ist ein toller Fortschritt, denn er führt näher zu seinem genetischen Ruhebedürfnis hin. Das ist nicht jeden Tag gleich, aber es zeichnet sich eine sehr gute Tendenz ab.

Rückschritte

Zu Fortschritten gehören auch Rückschritte. Wenn wir die Haustüre öffnen, möchte er raus. Meist können wir dies verhindern, auch schon ist rausgekommen. Wenn unser Auto vor der Türe steht ist es kein Problem, wir öffnen die Autotüre, er hüpft rein und wir können ihn von dort aus mit Leine reinführen. Kürzlich war das Auto nicht da und somit wollte ich ihn mal schnell am Halsband reinführen. Dummer Fehler, er hat sofort rumgelangt. Also wieder ins Haus gerannt, Belohnungen geholt und ihn langsam Schritt für Schritt reinmarkiert.

Ein weiteren Rückschritt gab es heute Morgen auf dem Spaziergang. Wir passierten zwei Menschen, beide Hunde gesichert. Ich begrüsste die und auf meine Begrüssung hin pretscht Boni in die Leine und blafft die Spaziergänger an. Ein weiterer Punkt an dem wir arbeiten dürfen.

Erster Tierarztbesuch – 20.01.2025

Heute ging’s zum ersten Mal zum Tierarzt, nun wissen wir auch wie alt Boni tatsächlich ist. Entgegen den vermuteten 3 Jahren ist er erst 1.5 Jahre alt. Dies wirft natürlich ein ganz anderes Licht auf vieles und ist eine gute Nachricht. Wir mussten erstmal Blut nehmen um zu sehen ob Boni wirklich gesund ist. Er ist sehr dünn und kann nicht geimpft werden, wenn er nicht bei guter Gesundheit ist. Wir warten nun auf die Ergebnisse. Beim Tierarzt hat er sich vorbildlich gezeigt, liess alles brav mit sich machen und schläft nun den Schlaf der Gerechten.

Bluttest – 21.01.2025

Leider sind die weissen Blutkörperchen bei Boni erhöht, sodass er aktuell nicht geimpft werden kann. Dies kann eine Reaktion auf Trauma/Stress sein. Wir warten daher zwei Wochen ab, gönnen ihm weiterhin viel Ruhe und Sicherheit und machen dann einen erneuten Test. Wir hoffen danach auf grünes Licht damit er die nötigen Impfungen erhalten kann.

Zudem sollte er heute noch die Tabletten gegen Parasiten nehmen. Schön gemörsert in das leckere BARF-Menu sollte da eigentlich nix schief gehen. Sollte. Er hat es bis jetzt nicht gegessen. Ich erwäge den Rassestandart für Retriever zu bestellen, denn offensichtlich hat er den nicht gelesen. Da stand verfressen bis sehr verfressen in jeder Lebenssituation. Nun ja. Wir bleiben daran und holen im schlimmsten Fall neue Medikamente.

25.1.2025

Unterdessen sind die Tabletten nach vielen Versuchen im Hund drin. Juhu. Hat ziemlich Geduld gebraucht und ich habe festgestellt, dass wenn ich ihn vor der Fütterung nicht in ein Sitz-Signal gebe, er dann schlicht nicht frisst. Ohne Signal legt er sich einfach neben den Napf und wartet. Mit Signal isst er, zugegeben auch nicht super viel, aber immerhin er ist. Da scheint eine alte Verknüpfung vorzuliegen oder es ist reiner Zufall. Wer weiss, ich bleibe dran.

Heute waren wir mit Boni und Hope erstmals auswärts Kaffee trinken, wir zeigen ihm alles, wissen ja nicht was er schon kennt. Hat er super toll gemacht, er ist total gechillt gewesen. Wollten dann mit zwei TukTuk zurück, als Boni aber Tim und Hope einsteigen sah gab es keine Halten mehr. Keine Chance mit ihm alleine zu fahren. Also haben sich dann alle in ein TukTuk gequetscht und was soll ich sagen – ich glaub er mag den Fahrtwind. Ansonsten sorgen wir vor allem für Ruhe. Er schläft unheimlich viel und auch tagsüber sehr tief.

25.1.25- DANKE!!!!
Wow, wir sind überwältigt, auf Bonis Konto sind schon zahlreiche Spenden angekommen, dass die nächsten Tierarztbehandlungen problemlos gedeckt sind. Die Spenden stammen von den Teams der Hundeschule. Ganz, ganz lieben Dank für eure Unterstützung!!! Wir sind sehr dankbar, dürfen wir Boni dank euch helfen.

03.02.2025 – Bluttest die Zweite
Gestern waren wir wieder in Dubieland um bei Dr. Essam erneut Blut nehmen zu lassen. Die Werte sind besser geworden. Wir freuen uns riesig! Leider hat er nicht an Gewicht zugenommen obwohl er unterdessen gut isst. Ich denke es liegt an der vermehrten Bewegung. Wir bleiben dran und erhöhen die Portionen weiter.